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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


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�Making of� des Publisher-Heftcovers

«Making of» des Publisher-Heftcovers

Die Nexpress sprengt die Fesseln des CMYK-Farbraumes

Das Cover dieser Zeitschrift wurde auf einem Kodak-Nexpress-Digitaldrucksystem mit Intelligent Color gedruckt: Der um 80 Prozent grössere Farbraum ermöglicht brillante Bilder und eine präzise Reproduktion von Pantonefarben.

MARTIN SPAAR Einen Umstieg vom CMYK- auf einen RGB-Workflow propagieren wir in dieser Zeitschrift schon seit längerem. Bisher stand dabei vor allem die Flexibilität bezüglich unterschiedlicher Druckmedien im Vordergrund. Nur ein RGB-Workflow erlaubt es, identische Daten sowohl auf gestrichenem als auch auf ungestrichenem Papier oder gar im Zeitungsdruck optimal wiederzugeben.

Mit dem Digitaldruck kommt jetzt nochmals ein entscheidender, neuer Aspekt hinzu: Sowohl die Kodak-Nexpress- als auch die HP-indigo-Systeme erlauben es, den druckbaren Farbraum durch den Einsatz zusätzlicher Prozessfarben weit über die Grenzen des Standard-CMYK-Farbraumes hinaus zu erweitern. Quasi nach dem Motto «der CMYK-Farbraum ist zu eng, um darin alt zu werden» gilt es jetzt definitiv, von alten Gewohnheiten Abschied zu nehmen. Dass dies sich lohnt, wollen wir mit dem Cover dieses Heftes demonstrieren, das bei der Burggraf SA auf einer Kodak Nexpress 2100 produziert wurde.

Um 80 Prozent grösserer Farb­raum mit Intelligent Color

Eine der Spezialitäten der Kodak Nexpress-Digitaldrucksysteme ist das fünfte Druckwerk. Eine Anwendung dafür ist die Glanzveredelung mittels eines Transparenttoners, was wir mit dem Cover des Publisher 3-05 im letzten Jahr demonstrierten. Neben diesem Intelligent Coating und Intelligent Glossing kann das fünfte Druckwerk auch mit einer zusätzlichen Prozessfarbe bestückt werden. Mit diesem von Kodak als Intelligent Color bezeichneten Prinzip lässt sich der reproduzierbare Farbraum gegenüber dem Offset-Standardprozess ISO coated um rund 80 Prozent vergrössern. Allerdings mit der Einschränkung, dass man diese Erweiterung pro Druckseite nicht in vollem Umfang, sondern nur je in Richtung Grün, Blau oder Orange zur Verfügung hat. Im Falle unseres Covers wurden die äusseren Umschlagseiten mit dem grünen Toner im fünften Farbwerk, die inneren mit dem orangen gedruckt.

Dieser Kompromiss bringt jedoch auch entscheidende Vorteile bezüglich Kosten und Produktivität. Im Gegensatz zu den HP-indigo-Systemen produziert die Nexpress nämlich auch bei erweitertem Farbraum mit voller Geschwindigkeit. Da die Nexpress zudem keine Klickkosten kennt und der Gesamt-Tonerauftrag im Fünffarbendruck nicht höher ist, entstehen auch kaum höhere Kosten. Der Druckdienstleister muss beim Einsatz von Intelligent-Color lediglich seine höhere Anfangsinvestition für das fünfte Druckwerk und die drei Farbwerke amortisieren.

Das Publisher-Cover: Überzeugende Pantone-Simulation

Inwiefern das Intelligent-Color-Verfahren der Kodak Nexpress hält, was es verspricht, können Sie anhand des Heftes in Ihrer Hand gleich selbst eruieren!

Am augenfälligsten ist die Farbraumerweiterung bei Simulation von Pantonefarben. Wir haben auf der Frontseite unter dem Bild drei Streifen mit je einer Pantonefarbe platziert. Ein Vergleich mit dem Pantone-Farbfächer zeigt, dass der oberste Streifen in Patone 7481C perfekt mit dem Pantone-Vollton übereinstimmt. Bei Pantone 353C und 3255C kommt die Nexpress-Simulation dem Original sehr nahe; Hier wird die Leuchtkraft der Original-Volltonfarbe nicht ganz erreicht. Die Nexpress-Simulation ist jedoch noch immer um Klassen besser als die Simulation im Standard-CMYK-Prozess. Davon kann man sich überzeugen, indem man die Frontseite zurückzieht, sodass die identisch platzierten Farbstreifen auf der im Offsetverfahren gedruckten Seite 3 sichtbar werden. Im engen CMYK-Farb­raum (ISO Coated) simuliert, wirken diese verschmutzt und stumpf.

Nicht ganz so augenfällig wie bei den Pantonefarben sind die Unterschiede beim Bild des Chamäleons auf der Front. Ein genauer Vergleich mit dem auf dieser Seite im Offsetdruck reproduzierten Bildausschnitt zeigt jedoch ein Plus an Brillanz und Detailzeichnung durch den grösseren Farbraum.

Knallige Orangetöne

Die inneren Umschlagseiten wurden auf der Nexpress mit Orange als fünfter Farbe gedruckt. Auch hier sind die drei Pantonefarben um Klassen besser wiedergegeben als auf der Seite 3 im CMYK-Offsetverfahren. Besonders überzeugend ist dabei die Leuchtkraft des Farbfeldes in Pantone 021C. Und auch beim Chamäleon verfügt das Orange der Nexpress im Vergleich zum Ausschnitt auf der Seite 3 über erkennbar mehr Farbintensität.

CMYK-Altlasten ...

Bei der Realisation des Heftcovers wurde uns immer wieder bewusst, wie nachhaltig das ganze Publishing-Umfeld noch immer durch den CMYK-Farbraum geprägt ist. Das begann bei der Suche nach einem geeigneten Frontbild. Ein passendes Chamäleon, das im Photoshop einen erweiterten Farbraum durch Out-of-Gammut-Ausrufezeichen signalisiert hätte, liess sich über klassische Bildagenturen nicht finden. Auch RGB-Bilder bewegen sich in den gängigen Bildarchiven brav in den Grenzen des CMYK-Farbraumes. Dies ist wohl bewusst so gewählt, um in jedem Fall eine maximale Übereinstimmung zwischen Bildschirmdarstellung und Druck zu gewährleisten. Der erweiterte Farbraum der Digitaldrucksysteme dürfte also über kurz oder lang auch die Anbieter von Bildarchiven vor neue Herausforderungen stellen!

Fündig wurden wir dann bezeichnenderweise bei einem Newcomer in der Bildarchiv-Szene, nämlich beim in der Schweiz lancierten Internetportal www.imagepoint.org. Hier finden sich sehr viele professionelle Digitalfotografien, die den RGB-Farbraum der Digitalkameras voll nutzen. Im Falle unseres Frontbildes ist beispielsweise ein Nikon-sRGB-Farbprofil eingebettet. Photoshop signalisiert hier im Grün über weite Bereiche des Bildes ein Überschreiten des CMYK-Gamuts und bei der Farbraumtransformation in CMYK ISO Coated fällt das Bild deutlich ab.

... und CMYK-Stolpersteine

Einen nächsten CMYK-Stolperstein stellten Transparenzen in InDesign dar. Ralf Turtschi, der mit InDesign das Cover für uns gestaltet hat, setzte das grosse 4+1 auf der Front in Form von transparent gestelltem Pantone-Grün auf das Bild. Beim Erstellen eines PDF/X für die Weitergabe an den Drucker muss diese Transparenz verflacht werden. Das heisst, das Pantone-Grün der Schrift muss in das RGB-Bild hineingerechnet werden. InDesign löst den Farbraumkonflikt, indem es das Bild und die Pantone-Farbe in den CMYK-Farbraum konvertiert. Bingo! Genau das wollten wir ja nicht; das Bild soll im RGB-Farbraum auf die Nexpress geschickt werden. Wir lösten das Problem, indem wir das «4+1» als maskiertes RGB-Bild darüber stellten und so am Schluss ein PDF/X-3 unter Erhaltung der Original-RGB-Bilddaten erstellen konnten.

Automatische Umsetzung in Fünffarbenprozess

Die optimale Farbraumtransformation und Separation des RGB-Bildes in die fünf Druckfarben vollzieht die NexStation – der Controller der Kodak Nexpress – vollautomatisch. Der Operator muss sich nicht in die Tiefen des Farbmanagementes begeben. Er schickt das PDF/X-3-Dokument, das neben CMYK-Layoutelementen RGB-Bilder und Pantone-Flächen enthält, von der NexStation auf das System, das dann die korrekte Umsetzung in den Fünfarbenprozess automatisch vornimmt. In das Intelligent-Color-System ist sehr viel Farb- und Bild-Know-how von Kodak eingeflossen. Das Ganze passiert aber so diskret im Hintergrund, dass man an den Kodak-Slogan aus den guten alten Analogfotografie-Zeiten erinnert wird: You press the button, we do the rest!

Personalisierung und Indivi­dualisierung mit FusionPro

Wenn wir das Cover schon auf einem Digitaldrucksystem produzierten, so wollten wir auch von den Möglichkeiten der Personalisierung und Individualisierung profitieren. Bei den Heften für unsere Abonnenten haben wir deshalb die Adresse gleich mit auf das Cover gedruckt und auch eine persönliche Ansprache mit eingebaut: «Erkennen Sie den Unterschied, Herr Meier?» fragen wir und hoffen angesichts der leuchtenden Pantonefarben auf tausendfaches Kopfnicken ...

Für den Verlag interessanter als die Personalisierung auf der Front ist die Individualisierung der Angebote auf der dritten und vierten Umschlagseite. So finden Empfänger eines Probeheftes auf der dritten Umschlagseite ein Aboangebot mit attraktiven Begrüssungsgeschenken. Abonnenten dagegen bieten wir dort eine Schriftsammlung mit einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis an. Noch differenzierter haben wir die Angebote auf der vierten Umschlagseite gestaltet. Je nach Profil des Empfängers findet sich dort eine unterschiedliche Auswahl von Büchern mit Schwerpunkt Prepress, Design, oder Digitalfotografie.

Realisiert haben wir diese Personalisierung und Individualisierung mit der Software FusionPro von Kodak. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung der DL-100-Software, die wir schon für die Individualisierung der Ausgabe 3-05 verwendet und in jenem Heft auch ausführlich beschrieben hatten.

Mit FusionPro erzeugten wir also die fertig aufbereiteten PDF-Daten, wobei die Dateigrössen sich in einem erfreulich kompakten Rahmen hielten. Die PDF-Datei mit der ersten und vierten Umschlagseite für eine Produktionstranche von zweitausend Covers wog gerade mal knapp 13 Megabyte. Per FTP-Upload übermittelten wir dann die PDF-Dateien für unsere 16 Produktionstranchen an die Burggraf SA in Genf. Dort wurden die Covers in je zwei Durchgängen auf der Kodak Nexpress 2100 Plus gedruckt: Die äussere Umschlagseite mit Grün als fünfte Farbe, die inneren Umschlagseiten mit Orange. Bei der Druckleistung der Nexpress von 2100 A3-Bögen (einseitig) pro Stunde ergab sich für unsere knapp 10000 Covers eine Netto-Produktionszeit von rund zehn Stunden.

Detailzeichnung als Stärke der Nexpress

Über die Qualität der Nexpress-Prints können Sie sich ja gleich selbst ein Bild machen. Eine gute Detailzeichnung gilt gemeinhin als Stärke der Nexpress. Zusammen mit grossem Farb­raum ergibt das eine sehr differenzierte Wiedergabe der Schuppen des Chamäleons auf der Frontseite. Wir haben bewusst auch kritische Partien mit in die Covers hineingenommen, zum Beispiel das flächige Grau auf der hinteren Umschlagseite. Zumindest bei unseren Testdrucken hat die Nexpress der Burggraf SA diese sehr homogen und ohne Streifenbildung hingekriegt.

Digitaldruck-Diskussion auf anderem Niveau

Das Beispiel unseres Heftcover zeigt, dass die Diskussion um die Druckqualität der Digitalsysteme heute auf einer ganz anderen Ebene zu führen ist, als noch vor drei oder vier Jahren. Damals sprachen «nur» die Möglichkeiten der Individualisierung und des Print-on-Demand für den Digitaldruck. Dafür war man dann auch bereit, bei der Druckqualität Abstriche in Kauf zu nehmen. Heute kann der Digitaldruck dagegen auch bezüglich Druckqualität gegenüber dem Standard-CMYK-Offsetprozess auftrumpfen. Im Offsetdruck ist es sehr aufwändig und kompliziert, den Farbraum über den Einsatz einzelner Volltonfarben hinaus zu erweitern. Das Hexachrom-Verfahren hat sich daher nie auf breiter Front durchgesetzt und zählt heute nicht zu den Standard-Druckverfahren. Und bei den Pantone-Volltonfarben, die der Offsetdruck standardmässig beherrscht, schlägt jeder einzelne Farbton preislich zu Buche. Im Digitaldruck erhält man – zumindest bei der Nexpress – den grösseren Farbraum fast geschenkt oben drauf.

Publisher-Seminare und -Work­shops zeigen, wo’s lang geht

Wie unsere Erfahrungen bei der Suche eines Sujets für die Front dieses Heftes gezeigt haben, arbeitet die Entwicklung der Digitalfotografie derjenigen bei den Digitadrucksystemen quasi in die Hände. Während früher Dias und Negative schon beim Scannen auf den CMYK-Farbraum zurechtgestutzt wurden, speist die Digitalfotografie heute immer mehr Bilder mit grossem Farbumfang in den Publishing-Workflow ein. Dabei gibt das immer komfortabler zu handhabende RAW-Format eine maximale Flexibilität bezüglich Farbtiefe und der Wahl des Farbraumes. Die Entwicklung verläuft im Moment also an beiden Enden des digitalen Workflows sehr rasant. Wir haben daher zwei Events geplant, welche einen Überblick der heutigen Möglichkeiten eines Publishing-Workflows jenseits der engen Grenzen des CMYK-Workflows geben und neue Perspektiven aufzeigen. Dank der Unterstützung durch unsere Partner ist die Teilnahme an diesen Events kostenlos.

Fokus Prepress und Digitaldruck am 15. Juni in Altstätten

Unser Event am 15. Juni zeigt den ganzen digitalen Workflow vom RAW-Bild bis zur Ausgabe auf der Kodak Nexpress. Der Schwerpunkt liegt dabei bei Prepress-Themen und der Ausgabe auf der Nexpress. Weitere Details zu diesem Anlass finden Sie auf Seite 44 in diesem Heft.

Fokus Digitalfotografie am 29. Juni in Zürich

Unser zweiter Event findet bei Graphic­Art in Zürich statt und legt den Schwerpunkt mehr auf die Digitalfotografie und den Umgang mit dem RAW-Format. An zwei Studioarbeitsplätzen wird in Form von Workshops viel praktisches Know-how vermittelt. Unter anderem werden die Möglichkeiten des brandneuen Nikon Capture NX im Detail erläutert. Mehr zu diesem Anlass finden Sie hier.

Nexpress 2100 mit fünftem Farbwerk

Ein grosses Plus der Kodak-Nexpress-Digitaldrucksysteme ist das fünfte Druckwerk. Dieses kann entweder für eine Glanzveredelung (Intelligent Glossing, demonstriert mit dem Cover des Publisher 3-05) oder für eine Erweiterung des Farbraumes (Intelligent Color) genutzt werden. Damit bietet die Nexpress einen im Vergleich zum Standard-Offsetdruckverfahren (CMYK ISO Coated) um 80% grösseren druckbaren Farbumfang. Gut 86 Prozent aller Pantone-Farben können mit Intelligent Color zuverlässig und kostengünstig wiedergegeben werden. Günstig deshalb, weil die Nexpress auch mit fünf Farben mit voller Geschwindigkeit produziert und weil hier keine zusätzlichen Klickkosten anfallen. Da sich der Gesamtfarbauftrag beim Fünffarbendruck nicht erhöht, fallen auch keine höheren Verbrauchsmaterialkosten an. Diese Vorteile kann heute kein anderes am Markt verfügbares Digitaldrucksystem bieten.

Weitere Informationen:

Nexpress Schweiz, 8954 Geroldswil
Tel. 044 749 24 32